Ich muss zugeben, ich habe erstmals durch den Aufruf zu dieser Blogparade von lebenden Bibliotheken gehört. Jedenfalls in Form von Projekten, bei denen an einem Ort – meist tatsächlich in Bibliotheken – die Möglichkeit geboten wird nicht bloß Bücher, sondern Menschen «auszuleihen». Solche «Living Libary» Anlässe bieten Besuchern die Möglichkeit, ein offenes Gespräch mit jemandem zu führen, der bereit ist, über das eigene Leben, seine Erfahrungen oder eine bestimmte Identität zu sprechen.
Wir alle tragen Geschichten in uns. Vielleicht sind wir ausgewandert oder noch nie weg gewesen. Hatten zig Partnerschaften oder mit der großen Schulhofliebe Silberhochzeit gefeiert. Waren unfassbar reich oder bettelarm. Waren einsam oder nie allein. All das – und all die Nuancen dazwischen – sind spannende Lebensschätze. Unsere Erlebnisse können für jemand anderen eine Inspiration sein – oder eine Warnung, ein Hoffnungsschimmer. Im besten Fall werden sie uns einander näherbringen.
In diesem Beitrag zu Lorena Hoormanns Blogparade «Ich, eine Lebende Bibliothek» liste ich einige Facetten von mir auf, als wären sie Buchtitel in der Ausleihe. Sachbuch, Komödie, Tragödie – außer Thriller ist alles dabei.
Das Freundebuch: Friends 4 ever
Ich war eigentlich gar keine so schlechte Schülerin, doch ich hatte einen Traum – ich wollte mit meiner besten Freundin, die ein Jahrgang unter mir war, in der gleichen Klasse sein. Die Lösung: Ich tat alles, um sitzen zu bleiben. Also eigentlich tat ich ab da einfach nichts … Jedenfalls ist mein Plan aufgegangen. Wir kamen in dieselbe Klasse. Und auch heute – 30 Jahre später – sind wir noch eng befreundet.
Freundschaft, Bildung
Der Heimatroman: Nicht ohne meinen Kirchturm
Es begann schon früh mit einer Übernachtung bei meiner Patentante (die schon vor Mitternacht abgebrochen wurde) zog sich durch alle Schul- und Pfadfinder-Lager und hält bis heute an – mein Heimweh. Alle wollen reisen, die Welt sehen, am liebsten gleich auswandern. Ich nicht. Nach zwei Wochen Ferien am Meer stellt sich bei mir die Wehmut ein und ich zähle die Tage bis ich endlich den Ägerer Kirchturm wieder sehe.
Heimat, Heimweh, Schweiz
Das Sachbuch: Die Hausfrau – Auslaufmodell oder wertvolle Ressource?
Auf dem Land gibt es noch einige von uns. Frauen, die ein paar Jahre Teilzeit oder gar nicht auswärts arbeiten, um sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern.
Wir kochen, halten Haus, Garten, die Wäsche und den Terminplan aller Familienmitglieder in Schuss, unterstützen unsere alternden Eltern und leisten für Vereine oder die Schule gemeinnützige Arbeit. Unser Familienmodell gerät immer mehr unter Druck. Doch wenn man genauer hinsieht, sind wir ein tragender Teil der Gesellschaft.
Gesellschaft, Wertewandel, Anerkennung
Abnehm Ratgeber: So nehmen Sie erfolgreich ab – und wieder zu
Ich habe in meinem Leben schon mehrmals zwischen 10 und 20 Kilo abgenommen. Kein verheißungsvoller Abnehm-Trick und keine Pulverdiät ist mir fremd. Ich weiß genau, wie man beim Abnehmen ans Ziel kommt. Doch das Gewicht länger als ein paar Meter über die Ziellinie hinaus zu halten, das kriege ich nie hin. Ich bin gut in Extremen – doch nachhaltige Veränderung fällt mir schwer. Und ehrlich gesagt ist mir das Stück Kuchen einfach wichtiger als die Konfektionsgröße.
Abnehmen, Zunehmen, Jo-Jo-Effekt
Backbuch:Hauptsache, es schmeckt!
Ich backe unseren Sonntagszopf selber. Und er gelingt mir sehr gut. Das Rezept, die Zutaten, der eine oder andere Kniff – ich habe inzwischen den Dreh raus. Außer eines kann ich trotz Anleitungen nicht – flechten. Aus Faulheit habe ich jedoch meine eigene Eindreh-Technik entwickelt, mit der mein Zopf für ein ungeschultes Auge und für mich tip top aussieht.
Hefegebäck, Eigeninitiative, dem Perfektionismus abschwören
Liebesroman: Gleich und gleich gesellt sich gern
Ich bin Teil einer Liebesgeschichte, für die ich dankbarer nicht sein könnte. Mein Mann und ich wurden vor 17 Jahren verkuppelt. Wir teilen die gleichen Werte und Lebensziele und begegnen uns stets mit grossem Wohlwollen. Ich bin davon überzeugt, dass es auf die lange Strecke hilfreich ist, ähnlich zu ticken. Denn die Liebe beginnt im wahren Leben dort, wo die Geschichte in Romanen endet.
Liebe, Zusammenleben, Langzeitbeziehung
Ratgeber: Selfpublishing für Dummies
Erst während meiner Ausbildung zur Romanautorin erfuhr ich von der Möglichkeit, ein Buch selbst zu verlegen. Inzwischen habe ich mehrere Kurse zu diesen Themen und meine erste Veröffentlichung hinter mir. Und die Nächste steht schon bald an.
Selfpublishing, Buch veröffentlichen, Autorin ohne Verlagsvertrag.
Die Familiensaga: Ewig verbunden
Seit meiner Kindheit bin ich es gewohnt, dass Jung und Alt zusammenspannen. Meine Mutter hat sich nicht nur um ihre Eltern, sondern auch um ihre alleinstehenden Onkel und Tanten gekümmert. Dafür habe ich unzählige Stunden bei meiner Großmutter und ihrer blinden Schwester verbracht als meine Eltern auf den Feldern waren. Ich habe ihren Geschichten über ein langes Leben gelauscht und ihr Sterben hautnah miterlebt. Durch diese Nähe weiß ich ziemlich genau, von wem ich abstamme und wie diese Menschen über die Jahre zu denen geworden sind, die sie waren, als ich sie kannte. All das hat mich sehr geerdet und nebenbei weiß ich einiges über das bäuerliche Leben in der Zentralschweiz vor hundert Jahren.
Generationen, Geschichte, Familie
Wo gibt es lebende Bibliotheken in der Schweiz?
Es gibt immer mal wieder «Living Lybary» Anlässe in Bibliotheken oder Kulturräumen. Dort kann man vor allem Geschichten von Menschen, die Extremes erlebt haben oder aus einer anderen Kultur kommen lauschen.
In St. Gallen im Förderraum am Dom wurden zum Beispiel schon solche Anlässe durchgeführt oder in der Bibliothek in Zug.
Im August 2025 wird eine solche Begegnung in Fribourg möglich. Es ist ein noch nicht sehr verbreitetes Format, daher muss man die Augen offen halten, wenn man so eine Veranstaltung besuchen möchte.
Ich persönlich werde weiterhin im Alltag offen für die Geschichten anderer bleiben.
Liebe Edith,
vielen Dank für deine wundervollen Artikel zu meinem Blogparadenaufruf!
Ja, immer wenn wir uns damit auseinandersetzen dürfen welche Erlebnisse uns so geprägt haben, dann ist es oftmals im ersten Moment garnicht so leicht. Aber auch dies ist ein Artikel der wachsen darf 🙂
So schön gesagt: „Unsere Erlebnisse können für jemand anderen eine Inspiration sein – oder eine Warnung, ein Hoffnungsschimmer. Im besten Fall werden sie uns einander näherbringen.“ Und deine Einordnungen in Genres, totale spitzen Idee 😀
Liebe Grüße,
Lorena
Liebe Lorena
Danke dir für dieses Thema! Es hat mir Spass gemacht.
Liebe Grüsse,
Edith