Wir lernen von Geschichten. Oft sogar, ohne es zu merken. Und manchmal prägt uns eine davon so sehr, dass wir danach nicht mehr ganz dieselbe Person sind wie davor.
Das ist mein Beitrag zu meiner eigenen Blogparade zum Thema: «3 Bücher die mein Leben auf den Kopf gestellt haben» die ich am 11. Mai 2025 gestartet habe.
Wenn es auch in deinem Leben Bücher gibt, die mehr waren als bloße Unterhaltung, schreibe bis zum 22. Juni 2025 einen eigenen Artikel dazu. In meinem Aufruf zur Blogparade findest du alle Informationen, die du dazu brauchst.
Geschichten begleiten mich durch mein ganzes Leben. Ich erinnere mich noch genau an das postkartengroße Büchlein, aus dem mir meine Mutter vor dem Einschlafen manchmal vorgelesen hat. Darin entdeckten ein paar Kinder ein zerfallenes Haus im Wald und mit vereinten Kräften begannen sie damit, es aufzuräumen und zu verschönern. An die Geschehnisse im Detail kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber das Gefühl von Zusammenhalt und Abenteuer steigt sofort wieder in mir auf, wenn ich daran zurückdenke. Und ich weiß noch genau, wie viel Mut mir diese Geschichte damals gemacht hat.
Neben ganz vielen kleineren Veränderungen, die Geschichten in mir andauernd anstoßen, haben mich die drei nachfolgenden Bücher besonders stark geprägt. Durch sie habe ich meine Traumberufe gefunden und bin um einiges gelassener geworden …
Die Putzfraueninsel
Ich bin mir sicher, Milena Moser stellt mit ihrem Ratgeber «Schreiben – Eine Ermutigung» gerade viele Leben auf den Kopf. Meines allerdings hat ein Roman von ihr verändert. Genauer gesagt die Verfilmung ihres Romans «Die Putzfraueninsel». Ich habe damals in der Gastronomie gearbeitet und haderte schon länger mit den Arbeitszeiten und auch mit dem Umgang mit den Mitarbeitern in dieser Branche. Um geregeltere Arbeitszeiten zu haben, ließ ich mich auf eine Arbeitsstelle voller Kompromisse aber mit freien Wochenenden ein. Der Betrieb lief allerdings nicht besonders gut. Außerdem mochte mich die Seniorchefin nicht und der Juniorchef hatte nichts zu sagen.
Ich sehnte mich schon länger nach einer Arbeit, die mich mehr erfüllte. Nach Anerkennung und danach, abends mit meinen Freundinnen ausgehen, statt Spätschichten zu schieben.
Ein paar Wochen nach dem Film «Die Putzfraueninsel», in dem es um eine wirklich coole Putzfrau ging, nahm ich meine erste Putzstelle an. In diesem Haushalt arbeitete ich wöchentlich etwa drei Stunden. Parallel dazu hängte ich im Einkaufszentrum ein Inserat auf, in dem ich freie Kapazität als Raumpflegerin anbot. Ab da nahm meine berufliche Umorientierung seinen Lauf. Inert wenigen Tagen war mein Terminkalender voll und ich arbeitete über Jahre hinweg für einen festen Kundenstamm. Auch heute putze ich noch auswärts – wenn auch nicht mehr Vollzeit. Für mich war dieser Wechsel, angestoßen durch eine fiktive Figur, genau das Richtige. Ich war und bin sehr zufrieden mit dieser Tätigkeit, die mir immer sehr viel Spaß gemacht hat. Einerseits weil ich wirklich wahnsinnig tolle Kunden hatte, andererseits aber auch, weil ich den ganzen Arbeitstag über Hörbücher hören konnte. «Die Putzfraueninsel» war allerdings nicht dabei.
Sorge dich nicht, lebe!
Ich lese praktisch nie Ratgeber – was nicht heißt, dass ich keine besitze. Doch um ehrlich zu sein, hatte ich weder «Die 100 besten Hundeerziehungstipps» noch die diversen Schreibratgeber in meinem Regal mehrfach in der Hand. Ein Ratgeber allerdings begleitet mich schon über ein halbes Leben lang. Und so lange liegt es auch zurück, dass ich ihn gelesen habe. Es war ein Lebensabschnitt voller Veränderungen und Unsicherheiten. Ängste und Sorgen raubten mir den Schlaf. Die negativen Gedanken kreisten in meinem Kopf, bis sich mein Gedankenkarussell immer schneller drehte und sich nur noch schwer stoppen ließ. Das hat mich viel Energie gekostet und mich vor allem daran gehindert notwendige Entscheidungen zu treffen. Heute ist mir klar, auch keine Entscheidung zu treffen, ist letztendlich eine Entscheidung. In einer Situation zu Verharren bringt genau so Konsequenzen mit wie aktiv einen Weg einzuschlagen.
Ich befand mich also in einer Phase, in der ich beruflich und privat am Scheideweg verharrte und mit von meinen Horrorszenarien eingeschränktem Blick über den Folgen möglicher Entscheidungen brütete. Natürlich sah ich dabei nur, was bei einer Veränderung alles schief gehen könnte, und malte mir diese Zukunft in allen Schattierungen von Grau bis ins Detail aus.
An diesem Punkt geriet Dale Carnegies Buch «Sorge dich nicht, Lebe!» in meine Hände. Ein Ratgeber, in Form von einschneidenden Lebensereignissen von Interviewpartnern des Autors geschrieben. Die Erstausgabe ist in den 1940ern erschienen.
Ich erinnere mich nicht mehr an konkrete Geschichten aus dem Buch, doch ein einzelner Satz aus Dale Carnegies Werk hat in meinem Denken etwas verschoben. Und seither begleitet er mich durch mein Leben und hilft mir zuverlässig dabei, Entscheidungen zu treffen ohne dabei auf den Nägeln zu kauen.
Dieser Zaubersatz lautet: «Was ist das Schlimmste, was mir dabei passieren könnte?» Okay, das klingt erst mal nicht nach einem besonders entspannenden Satz. Aber das ist er eben doch. Denn wenn ich mir bewusst vor Augen führe, was die unangenehmste Konsequenz wäre, die aus diesem Entschluss hervorgehen könnte – wobei ich mir gleichzeitig klar mache, dass die Wahrscheinlichkeit zu Scheitern nur eine von vielen ist – wird klar, dass es keinen Weltuntergang geben wird. Dann, wenn ich das schlimmste Szenario klar vor Augen habe, überlege ich mir, wie ich darauf reagieren könnte, falls dieser Fall eintritt. Das wiederum zeigt mir, dass es auch falls mein Vorhaben scheitert eine Lösung und damit einen neuen Weg für mich gibt.
Ein Beispiel:
Ich wollte unbedingt Schriftstellerin werden.
Drei Jahre und eine teure Schreibausbildung lang bin ich an meinem Roman gesessen. Ich habe Schlaf und Familienzeit dafür geopfert und bin putzen gegangen, um mir sowohl all die Kurse als auch die Produktionskosten die eine Veröffentlichung als verlagsunabhängige Autorin mit sich bringt anzusparen.
Und ja, natürlich kamen auf diesem Weg Zweifel auf. Daran, ob meine Geschichte gut genug ist, ob sich Leser dafür finden werden, ob ich wenigstens die Ausgaben decken kann … Und immer wieder, ob ich dieses Manuskript tatsächlich veröffentlichen soll. Und was werden die Leute sagen?! Spürst du, wie das Karussell Fahrt aufnimmt ;)?
Wenn ich spüre, dass das Karussell anspringt, halte ich es bewusst an und Frage mich: Wenn ich diesen Roman veröffentliche, was ist das Schlimmste, was mir dabei passieren kann?
- Keiner würde es bemerken.
- Keiner könnte es kaufen.
- Ich könnte schlechte Kritik bekommen.
- All die finanziellen Ausgaben könnten umsonst gewesen sein – mehrere Tausend Franken wären verloren.
Dann stelle ich mir die nächste Frage: Wie könnte ich die jeweiligen Probleme – falls sie überhaupt eintreffen sollten – lösen?
- Würde es keiner bemerken, könnte ich versuchen, mit mehr Werbung auf mein Werk aufmerksam zu machen.
- Wenn sich das Buch nicht verkauft, müsste ich mehr dafür tun, dass es gesehen wird. Ich könnte an Märkte gehen, aktiv Buchhandlungen anfragen oder Preisaktionen starten.
- Schlechte Kritik zu bekommen, wäre natürlich schmerzhaft. Doch vielleicht wäre sie berechtigt und ich könnte daraus Lehren ziehen und mein Schreiben verbessern. Falls sie unberechtigt wäre, müsste ich lernen, mit ihr umzugehen. Bestenfalls würde ich schon vor Veröffentlichung alles dafür tun, die mir best mögliche Qualität hinzubekommen, damit ich gar nicht erst in die Situation komme.
- Die finanziellen Ausgaben würden so oder so nicht umsonst gewesen sein. An meiner Ausbildung zur Romanautorin und an meinem ganzen Weg der Buchproduktion bin ich unglaublich gewachsen. Ich habe so viel gelernt und so viele neue Menschen kennengelernt. Der Traum, mein eigenes Buch in den Händen zu halten, hätte sich erfüllt, ich müsste nie bereuen, es nicht wenigsten versucht zu haben.
- Damit, dass ich das alles durchdacht und die negativen Glaubenssätze entkräftet habe, konnte ich eine klare, nicht von Ängsten getriebene Entscheidung fällen. Danach konnte ich mich viel besser auf meinen Weg konzentrieren und ihn mit vollem Vertrauen gehen.
Ja, ich kann sagen, diese Strategie die ich aus dem Buch «Sorge dich nicht, lebe!» ziehen konnte, hat mein Leben auf den Kopf gestellt.
Karpfen im Froschteich
Eine Geschichte hat mein Leben natürlich ganz besonders stark verändert. Nämlich mein eigener Roman «Karpfen im Froschteich». Um diese Geschichte zu schreiben, musste ich erst einiges lernen. Viel technisches und natürlich das Schreibhandwerk. Und da es beim Schreiben stark um Gefühle geht, auch viel über mich und meine eigene Emotionalität.
Nebenbei habe ich gelernt, wie man eine Webseite aufbaut, wie man ein Buch produziert und wie man es vermarktet. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt, Instagram für mich entdeckt und stehe leidenschaftlich gerne als Ausstellerin auf Messen und Märkten. So wahnsinnig viel hat sich mit diesem Buch, mit diesem Traum, den ich mir erfüllen konnte, verändert. Meine kleine Welt ist größer geworden. Sie dreht sich schneller und manchmal befürchtete ich, sie würde bei diesem Tempo aus ihren Angeln gehoben. Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ich all diese Dinge lernen würde – ich hätte ihm nicht geglaubt. Und das schönste dabei ist die Freude und die Wertschätzung, die von meinen Leserinnen zu mir zurückkommt.

Am Frühlingsmarkt in Unteriberg
Liebe Edith,
ich finde deinen Weg so unglaublich mutig und inspirierend. Die Schreibausbildung ist wirklich kein Spaziergang, eher ein Auf und Ab mit vielen Stolpersteinen. Aber am Ende das eigene Buch in den Händen zu halten … was für ein Moment!
Den Satz „Was ist das Schlimmste, was passieren kann?“ sage ich mir übrigens auch immer wieder. Ich wusste gar nicht, dass er aus diesem Buch stammt.
Ganz liebe Grüße
Kassia
Liebe Kassia
Ich danke dir! Gell, es ist ein so guter Satz, denn wenn man ihn zu Ende denkt, gibt er einem gleich neue Sicherheit.
Grüessli,
Edith
Liebe Kassia
Danke für deinen mega interessanten Beitrag zu meiner Blogparade! Mir gefiel besonders wie es deinen Weg zu deinem eigenen schreiben zeigt. Und das du die Bücher noch hast finde ich auch so cool :). Ich danke dir für diesen so leicht zu lesende Artikel, ich mag deine Art zu schreiben sehr.
Grüessli,
Edith