Als Autorin werde ich oft gefragt: «Für welchen Verlag schreibst du denn?»
Wenn ich dann erzähle, dass ich Selfpublisherin bin, wandert so manches Brauenpaar erstmal in Richtung Haaransatz.
Wer mit der Buchbranche nichts am Hut hat, dem sagt dieser Begriff nämlich herzlich wenig.
Das ging mir übrigens genauso. Erst in meiner Schreibausbildung hörte ich von dieser Möglichkeit ein Buch zu veröffentlichen.
Auch wenn ich es mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht zutraute, dieser Weg mit all seinen Freiheiten, reizte mich von Anfang an.
Inzwischen sind über zwei Jahre vergangen. Mein Roman «Karpfen im Froschteich» ist fertig geschrieben und fast fertig Produziert.
Und meine bisherigen Erfahrungen im Selfpublishing zeigen: Es ist nichts für Leute, die den leichten Weg mögen.
Um Selfpublishing an sich etwas genauer vorzustellen, auch für diejenigen, die vielleicht selbst mit dieser Form der Veröffentlichung liebäugeln, habe ich in diesem Blogartikel ein paar Punkte dazu zusammengestellt.
Kann das jeder?
Die gute Nachricht für Schreibende ist: Jeder kann, mit relativ wenig Aufwand ein Buch veröffentlichen, wenn er das möchte.
Die schlechte Nachricht für Schreibende ist: Jeder kann, mit relativ wenig Aufwand ein Buch veröffentlichen, wenn er das möchte.
Auf Plattformen wie Amazon kann jeder sein E-Book kostenlos hochladen und verkaufen.
Dank Print on Demand Dienstleistern, die den Dienst «Drucken auf Bestellung» anbieten, ist es sogar möglich, mit einer Investition von unter 20 Franken sein Werk als Taschenbuch in die Welt hinaus zu schicken. Inklusive Anbindung an den Buchhandel.
Dadurch kämpft Selfpublishing – obwohl es von vielen Autoren professionell betrieben wird – mit einem nicht sehr guten Ruf.
Ich persönlich glaube, dass die nicht professionell produzierten Titel in der Masse eher untergehen.
Ohne Marketing und Rezensionen fehlen Büchern im Netz die Sichtbarkeit.
Warum entscheiden Schreibende sich für diesen Weg?
Eine Umfrage des Selfpublisher-Verbands Anfang des Jahres 2024 zeigt, viele Schreibende nutzen Selfpublishing, weil sie ihre kreative Freiheit behalten möchten.
Darin spiegelt sich auch wider, was ich in Gesprächen mit anderen Autoren oft höre.
Auch für mich war das ein ausschlaggebender Punkt. Mein Debütroman «Karpfen im Froschteich» ist ein Herzensprojekt.
Gerade zu meinem Buchtitel habe ich eine gewisse Anhänglichkeit entwickelt. Ich vermute, dass der bei einem Verlag schlechte Chancen gehabt hätte.
Ein weiterer Grund, die Veröffentlichung selbst in die Hand zu nehmen, ist bei vielen Schreibenden die Hoffnung auf höhere Umsätze.
Die ist nicht unberechtigt, wenn man sich vor Augen hält, dass Verlagsautoren in der Regel an ihren Werken in etwa 5 bis 7% des jeweiligen Buchpreises verdienen.
Allerdings haben Verlage gleichzeitig eine höhere Reichweite und eine bessere Anbindung an den Buchhandel.
Die Marge als Selfpublisher ist da um einiges höher. Gleichzeitig werden aber oft die Ausgaben, die mit einer professionellen Buchproduktion und dem Marketing einhergehen, unterschätzt.
Und ja, es gibt auch zahlreiche Selbstverleger, die diesen Weg eingeschlagen haben, weil sie keinen Verlag gefunden haben.
Was übrigens nichts mit der Qualität des eingereichten Manuskripts zu tun haben muss.
Verlage bekommen extrem viele Einsendungen und sie stellen ihre Programme auf mehrere Jahre im Voraus zusammen.
Auch das kann gegen die Veröffentlichung bei einem Verlag sprechen. Denn als Verlagsautorin muss man Geduld mitbringen.
Zwischen der Annahme eines Manuskripts und der Veröffentlichung des Titels können gut und gerne zwei bis drei Jahre vergehen.
Es gibt aber auch viele Hybrid-Autoren, die sowohl im Verlag als auch im Selfpublishing veröffentlichen.
Welche Aufgaben gehören zum Selfpublishing?
Als Selfpublisher arbeitet man im Eigenverlag. Das bedeutet, ich als Autorin übernehme all die Aufgaben, die für Verlagsautoren das Team des Verlags übernimmt. Wenn ein Roman fertig geschrieben ist, hat man erst mal ein Manuskript. Damit aus diesem ein Buch werden kann, braucht es Folgendes:
- Lektorat: Wer ein Buch geschrieben hat, um es zu verkaufen, kommt meiner Meinung nach um ein professionelles Lektorat nicht herum.
Diese Dienstleistung muss eingekauft und geplant werden.
- Korrektorat: Für das Korrektorat gilt das Gleiche. Und nein, nur weil man in Deutsch ganz gut war, sollte man darauf nicht verzichten.
Ausserdem wird man nach der langen Zeit, die man mit seiner Geschichte verbracht hat irgendwann Textblind.
Ich würde auch dazu raten für Lektorat und Korrektorat zwei verschiedene Personen zu wählen, auch wenn es viele Kombi-Angebote dafür gibt.
- Buchsatz: Ein professionell hergestelltes Buch muss ein harmonisches Innenleben haben.
Viele Autoren eignen sich dieses Wissen an und gestalten mit speziellen Computerprogrammen ihren Buchsatz selbst.
Das ist aufwändig, aber machbar. Ansonsten ist auch dies eine Dienstleistung, die eingekauft werden muss.
(Übrigens müssen dabei Taschenbuch und E-Book seperat gesetzt werden).
- Cover: Einen unprofessionellen Titel erkennt man meist am Cover.
Das Lieblingsbild aus dem Urlaub – Sonnenuntergang passt doch immer – eine hübsche Titelschrift und schon ist es geschafft.
Leider nein. Ein professionelles Cover geht unterschwellig auf die Romanhandlung ein, passt zum Genre, greift die aktuellen Trends des Marktes auf, hat die exakten beschnitte, und die richtige Auflösung.
Man ahnt es – ein Cover sollte unbedingt von einem Profi erstellt werden.
So, das wäre geschafft! Alles erledigt.
Der Geldsegen kann nach diesen ganzen Ausgaben kommen. Ähm, nein.
Ab diesem Punkt fallen ein paar weitere Entscheidungen an.
In welcher Form möchte ich veröffentlichen?
Nur E-Book oder auch ein Taschenbuch?
Wenn gedruckte Exemplare in Frage kommen, Hardcover oder Softcover?
Und wie soll gedruckt werden?
Mit welchem Anbieter?
Und wie wäre es mit einem Hörbuch und ein paar hübschen Tassen?
Ist dies alles geklärt und in die Wege geleitet, wird es nochmal eine Spur nüchterner: Was soll das Buch kosten? Und vor allem, was muss es kosten, damit die ganzen Ausgaben wieder eingespielt werden können?
Muss ein Gewerbe angemeldet werden?
Und spätestens, wenn dies alles geklärt ist und das Buch zum Verkauf steht, muss die Werbetrommel gerührt werden. Social-Media, bezahlte Werbemassnamen, Webseite …
Marketing zu betreiben, in welcher Form auch immer, ist als Autor unumgänglich. Und ehrlich gesagt auch ziemlich zeitintensiv.
Die gute Nachricht: Auch den Verlagsautoren wird dies meist nicht abgenommen.
Was, wenn ein unwiderstehliches Verlagsangebot lockt?
Viele Schreibende hegen den Wunsch, bei einem Verlag unterzukommen.
Neben den Sicherheiten, die ein Verlag bietet, fühlt sich Verlagsautor zu sein, auch in Zeiten von Selfpublishing noch wie ein Ritterschlag an.
Und natürlich kann es passieren, dass ein Verlag anklopft.
Aber Achtung: Klingt das Angebot dieses Verlags zu gut, um wahr zu sein, könnte es sich um einen sogenannten «Druckkostenzuschussverlag» handeln.
Diese locken mit großen Versprechungen, verlangen aber von ihren Autoren Geld zur Realisierung des Buchprojekts. Und da sie genau mit diesem Geld ihren Gewinn machen,
haben sie wenig bis gar kein Interesse daran, dieses Buch tatsächlich herauszubringen.
Es ist einfach nur ein mieses Spiel mit der Hoffnung derer, die ihre Geschichte gerne im Buchladen sehen möchten. Darum ist es wichtig zu wissen: Ein seriöser Verlag wird nie Geld für seine Leistungen verlangen!
Fragen die man sich stellen sollte, bevor man sich für Selfpublishing entscheidet.
Bin ich bereit, neues zu lernen?
Eine zentrale Frage für Selfpublishing Autoren. Einerseits muss man als Autor natürlich viel über das Schreiben lernen um keine flache Story mit gesichtslosen Protagonisten hervorzubringen. Denn auch wenn man ein paar gute Ideen hat, ist schreiben doch ein Handwerk und wir sind es unseren Lesern schuldig, ihnen eine lesenswerte Geschichte zu präsentieren.
Sobald es weiter zur Produktion und Veröffentlichung geht, kommen weitere Aspekte dazu. Ein gewisses Mass an technischem Wissen sollte man sich aneignen. Beispielsweise um eine Autorenwebseite aufzubauen, die Sozialen Medien mit neuen Inhalten zu bespielen oder seinen Buchsatz selbst zu gestalten. (Ausser natürlich, Geld spielt keine Rolle, dann kann man das alles auslagern).
Perfekte Überleitung zur nächsten Frage:
Kann und will ich Geld in mein Projekt investieren?
Hier ist die die Summe nach oben hin offen.
Man kann sehr viel Geld in sein Projekt investieren. Von Workshops über Dienstleister bis hin zu Marketingmassnamen.
Hier gilt meist der Grundsatz: Geld oder Arbeit. Was ich nicht auslagern muss, kostet mich kein Geld. Dafür aber Zeit, die mir dafür vielleicht zum schreiben fehlt …
An was man meiner Meinung nach sicher nicht sparen sollte, sind ein professionelles Lektorat, ein Korrektorat und wenn man nicht wirklich bestechend gut ist in grafischen Sachen, an einem professionell gestalteten Cover.
Bin ich bereit, Marketing zu betreiben?
Du kannst die beste Geschichte schreiben, wenn niemand weiss, dass es diese Geschichte gibt, wird sie auch nicht gelesen werden.
Darum kommt man heute praktisch nicht mehr um Social Media und Co. herum. Experten raten dazu, sich eine Autorenmarke aufzubauen.
Also nicht bloss das Buch, sondern auch sich als Autor und Mensch hinter den Kulissen zu zeigen.
Falls das nicht so dein Ding ist als Autor und dich das tröstet: Auch Verlagsautoren kommen um Marketing nicht rum.
Und wenn man die Kanäle dafür nutzt, die einem liegen, macht es sogar Spass 😉 .
Mein Fazit
In meinen Augen ist Selfpublishing ist eine wunderbare Möglichkeit für Autoren auf relativ direktem Weg ihren Roman zu veröffentlichen.
Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren, als ein Selfpublishing Autor in der Branche für Verlage als verbrannt galt, ist es heutzutage kein Problem mehr, andere Projekte in Zusammenarbeit mit einem Verlag zu realisieren.
Vorausgesetzt natürlich, der Autor hat ein gutes Produkt auf den Markt gebracht.
Ich persönlich schätze am Selfpublishing in erster Linie die volle Entscheidungsfreiheit und dass ich meine Zeitpläne nach meinem Leben ausrichten kann.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich den bürokratischen Aufwand, den ein unabhängiges Autorendasein mitbringt, unterschätzt habe.
Sicher für «Karpfen im Froschteich» ist das für mich der richtige Weg. Wie es bei weiteren Projekten aussieht, werde ich dann sehen.
Denn auch dies ist wichtig beim Selfpublishing – offen zu bleiben für alternative Wege.
Hallo Edith,
vielen Dank für deine Einschätzung – ich glaube, viele Selfpublisher unterschätzen die Arbeit, die dahinter steckt. Doch auf Verlage zu warten, ob und wann diese ein Buch veröffentlichen, braucht eine Menge Ausdauer und Geduld. Da kann ich schon nachvollziehen, dass Autoren sich denken, im Selfpublishing geht es schneller. Und die Sache mit de, Marketing wird bestimmt auch öfter unterschätzt – das kann dann auch sehr frustrierend sein.
Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg mit dem „Karpfen im Froschteich“!
Viele Grüße, Anette
Danke liebe Anette!