Früher oder später kommt beim Schreiben eines Romans der Punkt, an dem man merkt, dass man um ein gewisses Mass an Planung nicht herumkommt.
Für mich erwies sich die Heldenreise als ein gutes Gerüst, um mein Romanbauwerk zu stützen, damit es nicht in Schieflage gerät.
Vereinfacht gesagt, ist die Heldenreise der Weg, den die Heldin einer Geschichte auf der Reise ihrer Entwicklung geht.

Diese Reise ist sowohl für die Romanfigur, als auch für die Autorin alles andere als eine Erholungsreise.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich der Heldenreise meiner Protagonistin Katja das eine oder andere graue Haar zu verdanken habe.

Konzipiert wurde dieses Modell des Geschichtenerzählens von Joseph Campbell.

Er erforschte Erzählungen, Geschichten und Mythen aus verschiedenen Zeiten und Ländern.
Dabei entdeckte er universelle Stationen, die in guten Geschichten immer wieder auftauchten, und fasste sie unter dem Namen Heldenreise zusammen.

Hollywood hat das Modell auf das moderne Geschichtenerzählen angepasst und brachte als ersten Film, der nach der Heldenreise aufgebaut wurde, Star Wars heraus.
Weil sich diese Methode durchgesetzt hat, und heute in den meisten Filmen und Büchern angewendet wird, kennen wir alle sie unbewusst.
Die erste Fassung meines Romans enthielt jedenfalls, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch nie etwas davon gehört hatte, intuitiv schon die meisten  Stationen der Heldenreise.

 

1. Akt der Heldenreise

 

Am Anfang der Geschichte bewegt sich die Heldin noch in ihrer normalen Welt. Sie ist zwar in irgendeiner Weise unvollkommen, vielleicht auch unglücklich, hat sich aber darin eingerichtet und kein Interesse, aktiv etwas zu ändern.

Doch dann passiert etwas Einschneidendes. Der Ruf des Abenteuers erreicht sie.
Oftmals ist es kein Abenteuer, dass sie gerne antreten möchte. Vielleicht verliert sie ihre große Liebe, ihre Arbeit, oder sie bekommt eine Nachricht, die alles verändert.
Darum weigert sich die Heldin erst, diese «Reise» anzutreten. Doch schnell wird klar, es führt kein Weg daran vorbei.
Also setzt sich die Heldin ein Ziel.

 

2. Akt der Heldenreise

 

Auf dem eingeschlagenen Weg, den unsere Heldin nun geht, um ihr Ziel zu erreichen, begegnet sie Freunden, die sie auf ihrem Weg begleiten und unterstützen.
Aber auch Feinden, die sie daran hindern wollen, an ihr Ziel zu kommen.
Manchmal ist auch unklar, wer nun Freund oder Feind ist.
Sie wird ihrem Ziel immer näherkommen, doch auch Rückschläge werden sie erwarten.
So schreitet die Geschichte voran, bis sie in der Mitte ihres Wegs einen Moment der Erkenntnis erlebt. Sie versteht, was sie eigentlich tun müsste, um ihr wahres Glück zu finden.
Auf ihrer weiteren Reise kommt sie an eine Gabelung. Sie muss sich für einen der beiden Wege entscheiden.
Dadurch entsteht eine Zerrissenheit.
Obwohl sie tief in ihrem Inneren wüsste, welches der richtige Weg für eine glückliche Zukunft wäre, siegt ihre Schwäche.

Sie kämpft sich weiter durch. Dennoch scheitert sie an ihrem Ziel.

 

3.Akt der Heldenreise

 

Wer denkt, die Fiesheit der Autorin hätte nun seinen Höhepunkt erreicht, irrt sich.
Denn nun wird die Heldin in die grösste Katastrophe gestürzt, die man ihr antun kann (Und nein, das macht auch uns Autoren keinen Spass. Wenigstens nicht so richtig…).
Die Heldin verliert alles was ihr wichtig war. Sie durchschreitet die tiefsten Täler.
Doch wenn alles keine Rolle mehr spielt, wenn sie alles verloren hat, und ganz auf sich selbst zurückgeworfen wird, wird sie daran Reifen.
Damit ist sie bereit für den verdienten Höhepunkt. Es wendet sich alles zum Guten und die gereifte Heldin kann nun ihr glückliches Ende geniessen.

Und wenn sie nicht gestorben sind… Ihr wisst schon.

 

 

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