Der Wunsch einen Roman zu schreiben kommt ja bei den meisten die es tun nicht von heute auf morgen. Und doch kommen die wenigsten auf die Idee, zuerst eine Schreibausbildung zu machen.
Meist entwickelt sich die Leidenschaft für Geschichten lange bevor man schreibt.
Ich zum Beispiel wuchs an der Seite einer blinden alten Dame auf, die nicht müde wurde, mir von ihrer Kindheit anfangs 1900 zu erzählen. Sie beschrieb, wie sie und ihre Geschwister in der seltenen Freizeit am Bachlauf spielten und schilderte mir ihre harten Schuljahre, in der Schläge zur Tagesordnung gehörten, immer und immer wieder ganz genau. Und ich wollte es immer wieder hören.
Später wurde ich zu einer begeisterten Leserin. Ich verschlang ein Buch nach dem anderen. Dabei tauchte ich mit den Hauptfiguren in fremde Welten ein, bestritt mit ihnen sicher auf dem Sofa liegend Abenteuer oder fühlte fremden Herzschmerz, der mit zuschlagen des Buchs verebbte.
Und vor Jahren kam der Tag X, an dem ich eine eigene Geschichte im Kopf hatte, die raus wollte. Da schrieb ich meine ersten fünfzig Seiten. Doch dann verließ mich die Motivation und ein anderes Hobby trat an diese Stelle.
Die Datei verstaubte – falls ihr dies im Digitalen Ordner möglich war – ging aber nie ganz vergessen.
Und nicht ganz überraschend kam der Tag, an dem ich sie wieder geöffnet habe.
Ich verschmolz gleich wieder mit meiner Geschichte, saß Stunde um Stunde am Computer und schrieb. Mein Manuskript war um das Dreifache angewachsen, als ich mir reichlich spät die ersten Handwerklichen Fragen stellte. Aus diesen wuchsen immer weitere, da mit jeder Lösung gefühlt drei neue Probleme auftauchten. Mir war lange nicht bewusst, dass es so etwas wie eine Schreibausbildung gibt.
Nach einem Workshop mit Jurenka Jurk habe ich für mich die Vorteile und Nachteile gegeneinander abgewogen, und mich für die Ausbildung zur Romanautorin bei der Romanschule entschieden.
Vorteile einer Schreibausbildung:
- Man lernt einen Roman professionell aufzubauen.
Obwohl ich sehr viele Bücher gelesen hatte und intuitiv viel schon so machte, wie ich später lernte, verstand ich erst im Laufe meiner Ausbildung was es braucht, damit eine Romanhandlung funktioniert.
Dramaturgie, die Tiefe der Figur, Plotten, verschiedene Stilmittel … Dies und mehr erarbeitet man leichter mit den richtigen Werkzeugen an der Hand.
- Ein nicht zu unterschätzender Punkt: man ist nicht allein.
Wenn man sich verzettelt, sich die Muse ziert, die Motivation im Keller ist … Man hat immer einen Ansprechpartner.
Sei es ein Coach, ein Schreibteam oder eine Plattform für Austausch unter Gleichgesinnten.
- Man bekommt zu seinen Texten regelmässig Feedback und Kritik.
Klingt nicht so berauschend, ist aber wichtig um sich weiterzuentwickeln.
- Ein Thema, das ich total unterschätzt habe: Marketing. Autorenmarketing ist nicht nur für Selfpublishingautoren wichtig.
Nachteile einer Schreibausbildung:
- Je nach dem was für einen Kurs man macht, kann er sehr Zeitintensiv sein.
- Es ist wie bei allem, will man etwas richtig lernen, wird es Teuer.
- Wenn man Teil dieser angehende-Autoren-Blase wird, ist die Verführung zu immer neuen Tools und Kursen gross.
- Man muss offen sein, auch Dinge auszuprobieren, die man für Schwachsinn hält.
Es gab verschiedene Techniken in meiner Ausbildung, bei denen ich dachte: «Okay, ich habe bezahlt, ich mache das jetzt mit.»
Und dann war es meistens eine Bereicherung, obwohl ich es nicht gedacht hätte.
- Gerade in der Figurenentwicklung geht man auch tief in die eigene emotionale Ebene.
Das sollte man aushalten können/wollen.
Mein persönliches Fazit:
Ich habe ein paar Monate lang einfach mal gemacht. Keine Vorbereitung, nix. Das war wirklich naiv. Obwohl ich meine Texte damals super fand, weiss ich heute: Nein, das waren sie nicht.
Ich glaube aber, wenn man sich mit Hilfe von Büchern, Internetforen oder Videos mit den wichtigsten Grundlagen des Handwerks wappnet, kann es auch gut alleine klappen.
Für mich war es richtig, die Schreibausbildung zu machen. Ich genoss den Austausch mit meinem wunderbaren Schreibteam und meinem Coach. Auch nach dem Ende unserer Ausbildung und der Veröffentlichung meines Romans stehen wir in Kontakt und beraten uns gegenseitig.
Ich habe in diesen Monaten nicht nur viel über das Schreiben, sondern auch über mich gelernt.
Und Technisch bin ich so ziemlich 100% weiter als vor der Ausbildung …
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Danke für diesen Beitrag.Ich habe auch schon diverse Kurse bei Jurenka Jurk gemacht, aber die Ausbildung war für mich nicht drin. Spannend jetzt bei Dir darüber zu lesen.
Danke liebe Sylvia. Die Ausbildung ist wirklich spannend, ich konnte sehr viel für mein Schreiben mitnehmen.