Ich sitze auf der urigen Holzbank an unserem Aussichtspunkt.
Der warme Südwind zerrt an der Kapuze meines Pullovers.
Er kämmt mit wilder Kraft durch das Blattwerk der Obstbäume und lässt das hohe Gras in Wellen tanzen, als schaue man aufs Meer.
Ich atme die würzige Luft tief ein und genieße diesen Moment der Ruhe.
Föhn ist mein Lieblingswetter.
Ein Sturm der Wärme in sich trägt, an Fensterläden rüttelt und durch jede Ritze des Gebälks pfeift.
Als Kind habe ich mir vorgestellt, unser Haus sei ein Schiff, die Wiesen, die es umgeben das tosende Meer.
Ich kletterte vorsichtig am Gartenzaun entlang, durfte auf keine grüne Fläche geraten, sonst wäre ich vom Meer verschluckt worden.
Das Zugseil des Fahnenmasts, an dem unser Familienwappen zappelnd im Wind steht, klimpert im Takt der Böen.
Mein Blick schweift über das Tal meiner Kindheit.
Die sanften Hügel, die Wälder. Über den See, in dem ich schwimmen lernte, mein Elternhaus, in dem mein Vater geboren und vor Jahren in einem Sarg hinausgetragen wurde.
Ich lehne mich entspannt zurück, lasse die Stimmung auf mich wirken.
In meinem Inneren breitet sich eine wohlige Wärme aus.
Eine Woge tiefer Zufriedenheit und Glück erfasst mich.
Dankbarkeit für diesen wunderbaren Ort, den Halt, den er mir gibt und dieses tiefe Gefühl der Zugehörigkeit.
Ich kraule das weiche Nackenfell meines Hundes, der sich warm an mich schmiegt.
Meine Wurzeln sind stark, der Föhn kann noch einen Gang zulegen.
Wunderschön ❤️ Und faszinierend, wie wir uns wahrscheinlich alle als Kind die gleichen Gedanken gemacht haben (nicht irgendwo drauftreten, sonst fallen wir ins Wasser/Lava usw.).