Mein Roman spielt in der Schweiz. Klar mache ich mir als Autorin Gedanken darüber, wie sehr man das innerhalb der Handlung nicht nur sehen, sondern auch hören darf.
Schweizerdeutsch, oder Mundart, wie man es bei uns gerne nennt, birgt schliesslich so seine Tücken.
Wenn die Schweizerin in Deutschland fragt: «Gasch go poschte?», würde das Gegenüber daraus eher «gehst du zur Post?» ableiten, als «gehst du einkaufen?», was es bei uns bedeutet.
Für mich gehört zu einer runden Romanwelt, dass nicht jeder gleich spricht.
Der Dorfpfarrer hat schliesslich einen anderen Wortschatz als Müllers pubertierender Sohn. Und wenn der Aushilfslehrer, der für die näselnde Gesangslehrerin einspringt aus dem Wallis kommt, fällt uns das auch bei seinen ersten Worten auf.
Darum finde ich eine Priese Dialekt in Romanen sinnvoll.
Man darf es allerdings nicht übertreiben. Die gute Lesbarkeit sollte immer an erster Stelle stehen.
Dialekt in meinem Alltag
Der Klassiker unter den vorzeige-Schweizer-Worten ist unumstritten «Chuchichäschtli». Wahrscheinlich weil diejenigen, die es versuchen nachzusprechen, so schön nach langjährigem Raucher morgens um sechs klingen.
Man möchte ihnen am liebsten Halsbonbons anbieten – natürlich Ricola.
In einem Gran Canaria Urlaub vor Jahren war es neben «Äntlibuech» und «Chinderchor» das Erste, was die Animateure mir entgegen schmetterten, sobald sie meine Nationalität spitzkriegten.
Wenn ich so darüber nachdenke, ist Chuchichäschtli ein Wort, das ich in meinem Alltag so gut wie nie brauche.
Bei mir sind die meistgenutzten Worte eher Lebensmittel.
Sachen wie Rüebli (Karotten), Gumeli (Kartoffeln) oder Chriesi (Kirschen).
Oder, wer auch Kinder und/oder einen Hund hat versteht mich, Anweisungen.
«Abflug, Tschüss Tschau», sage ich oft am Tag.
Herr Hunziker hält sich nämlich nur zu gerne in Tischnähe auf.
Bevorzugt dann, wenn etwas darauf liegt, dass nicht auf seinen Speiseplan gehört.
Dicht gefolgt von: «Legg e Lismer ah!», (zieh einen Pullover an), weil die jüngsten Bewohner unseres Haushalts beim ersten Sonnenstrahl denken, es sei Sommer.
Ich gebe zu, ich dagegen bin ein Gfrührfüdli, (kälteempfindliche Person), darum finde ich es länger als die meisten Leute angemessen, etwas mehr anzuziehen.
Meine liebsten Dialektworte
Öpfelbütschgi
Isst du es, oder schmeisst du es weg? Wenn du es wegschmeisst, dann hoffentlich korrekt in den Biomüll.
Ich schmeisse das Kerngehäuse des Apfels meist weg. Wahrscheinlich, weil ich Äpfel am liebsten in Schnitzli geschnitten mag.
Chällerloch
Früher, in den Märchen meiner Zeit, wurden Kinder noch nicht damit bestraft, dass man ihnen das WLAN sperrte.
Nein, sie wurden ins Kellerloch geworfen.
Chällerloch. Sprich das mal schön langsam mit dramatischer Stimme laut aus.
Herrlich schaurig…
Chäs-Chuechä
Bei uns ist der Käsekuchen wirklich mit Käse.
Also kein Dessert, sondern eine deftige Hauptspeise.
Äxgüsi
Unsere Mundart ist von der Viersprachigkeit der Schweiz geprägt. Daher sind Worte wie Merci, Velo oder Tschau auch in der Deutschschweiz fester Bestandteil unserer Sprache.
Äxgüsi wird allerdings immer mehr vom Sorry abgelöst – auch vor uns machen die Anglizismen nicht halt.
Beliebte Schimpfworte
Früher in der Schule haben uns an einer Sprache immer die Schimpfworte am meisten fasziniert. Vielleicht ist es bei dir noch heute so.
Diese Erwartung möchte ich natürlich nicht enttäuschen…
Füdlibürger:
Ein Mitmensch, den man nicht mag. Das Füdli ist übrigens der Po…
Bünzli oder Tüpflisschisser:
Ein Mitmensch, der alles sehr genau nimmt und dem wichtig ist, dass sich auch die Anderen an die Regeln halten.
Himmelherrgotts-Cheib:
In ländlichen Gegenden wird gern noch mit göttlichem Hintergrund geflucht. Himmel, Sterne, der Teufel… Alles inklusive.
Oder in Kombination mit „Cheib“ was ursprünglich auf Aas zurückzuführen ist.
ich issä d’Öpfel au nur gschnitzlät ☺️
Liebi Uschi,
Isch irgendwie eifach am feinschte so ;)…
Grüessli,
Edith